dich zeigen

6. November 2022

Meine Tochter wollte mit dem Reiten aufhören. Sie hat den Hof, wo sie den Pferden aus der Haltung des Horsemanship begegnen, geliebt. Weil ich deshalb nicht sofort verstanden habe, warum sie mit etwas Neuem anfangen möchte, haben wir immer wieder darüber gesprochen. 

Als die Entscheidung durch war, wollte sie ihrer Reitlehrerin eine SMS schreiben. Ich hab gestutzt: „Eine SMS schreiben, um dich zu verabschieden? Von einem Menschen, vom dem du so viel gelernt hast? Von dem du dich so unterstützt gefühlt hast?"

Wir hatten also wieder etwas zu besprechen. Nur dass der Tonfall jetzt ein anderer war… Ich wollte, dass sie mit der Reitlehrerin persönlich spricht, sie wollte unbedingt alles mit einer SMS regeln. Mir ging es um die Frage, wie Wertschätzung und Dankbarkeit ausdrücken. Ihr ging es um die Leichtigkeit, die entsteht, wenn man etwas mit einer kurzen, aber gut formulierten SMS abhaken kann. Ich hab lautstark insistiert, sie hat lautstark dagegen gehalten: „Du zwingst mich, Mama!“ Darauf folgten vorwurfsvolle Blicke und mindestens einmal hat ihre Zimmertür geknallt. Es war frustrierend. 

Es gab Momente, wo ich am liebsten einfach nachgegeben hätte… Ich kam mir engstirnig und bockig vor und hab mir Vorwürfe gemacht, dass ich an einer Strategie festhalte... Und hab doch immer wieder ganz klar gespürt, dass ich dazu stehen möchte, dass es für mich keine Frage ist, ob wir hinfahren. Dass für mich nur offen ist, wann. 

Letzten Samstag war es dann soweit. Die Stimmung zwischen uns war nicht wahnsinnig gut, aber ok. Ich hab sie rausgelassen und im Auto gewartet. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam sie mit Tränen in den Augen zurück: „Danke, Mama, dass du mich gezwungen hast, mich persönlich zu verabschieden!“ 

Uff… 

„Und weisst du was, sie hat gesagt, dass sie es toll von mir findet, dass ich nochmal vorbeigekommen bin. So viele Leute würden einfach nur eine SMS schreiben…“ 

Da haben wir dann beide geweint...

Plötzlich hab ich mich an jemanden erinnert, mit dem ich kurz zuvor einen unglücklichen Austausch per SMS hatte. Mir wurde klar: Ich muss das in einem persönlichen Gespräch klären. Am besten sofort. Also haben wir einen grossen Umweg gemacht… Zum Glück hatte ich Glück: Er war da. Wir konnten die Sache in 10 Minuten regeln und uns herzlich umarmen.

Wieder zuhause waren meine Tochter und ich uns einig: Hat sich voll gelohnt, dieser Ausflug, bei dem wir an einem wunderschönen Samstagnachmittag mehr als 3 Stunden im Auto sassen. Denn wir haben zwei Menschen gezeigt: Du bist mir wichtig!!

 

29. August 2022

Ob du darum bittest, dass er/sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt auf deine Nachricht antwortet 
oder ob du den anderen wissen lässt, was er/sie tun kann, damit dich dich ernst genommen fühlst - 
jedes Mal wenn du einen Wunsch in eine Bitte packst und dazu noch sagst, welches Bedürfnis sich für dich erfüllt, wächst du innerlich ein bisschen. 

Damit Bitten erfolgreich sein können, gibt es ein paar Dinge zu beachten: 

- statt: „ich würde mir wünschen, dass du…“ (womit du deiner Bitte die Kraft nimmst, denn du sagst ja nicht, dass du es dir wünschst, sondern dass du es dir wünschen WÜRDEST...)
lieber: „Bist du bereit/ Ist es für dich ok/ Kannst dir vorstellen, … zu tun, weil mir (Bedürfnis) wichtig ist?“

- statt: „Kannst du mich bitte ernst nehmen?“ 
sag lieber, was der andere tun kann: „Kannst du, das, was ich sage, erstmal wirken lassen und nicht sofort deine Meinung dazu sagen? Das hilft mir, mich ernst genommen zu fühlen.“ 

- statt: „Kannst du bitte nicht immer so schreien?"
Wir Menschen tendieren dazu, ein ‚nicht‘ nicht zu hören, deshalb gilt auch hier: sprich aus, was der andere konkret tun kann, damit sich für dich ein Bedürfnis erfüllt: „Kannst du bitte leiser reden? Dann kann ich mich leichter auf das konzentrieren, was du sagst.“ 

Bitten stellen ist also ziemlich direkte Angelegenheit. Du musst dir erlauben, dein Bedürfnis nicht nur wahrzunehmen, sondern es auch ernst zu nehmen, indem du es kommunizierst.

Natürlich kann es sein, dass der andere mit NEIN antwortet... Dann ist es wichtig, dass du nicht gleich in dir zusammenfällst, sondern dran bleibst und dich für das JA hinter dem NEIN öffnest. Und später vielleicht eine neue Bitte stellst. Im schönsten Fall ist eine Bitte der Anfang von einem Dialog.

Vielleicht bleibt es auch bei einem NEIN... Deine Selbstachtung aber, die ist trotzdem gestärkt worden. Denn du hast dich vorgewagt. Du hast dich gezeigt. 

Und du wächst jedes Mal über dich selbst hinaus, wenn du dich getraust, um etwas zu bitten, was du dir fast nicht getraust, zu denken. Weil du dir nicht vorstellen kannst, dass der andere dazu jemals JA sagen wird… Das sind die besonders spannenden Momente...

 

21. April 2021

„Danke, dass du auf mich gewartet hast!“ Wie wäre es, wenn du das sagst, wenn du das nächste Mal zu spät kommst? Statt: „Es war so viel los auf den Strassen, entschuldige bitte“ oder „Tut mir Leid, ich hab noch einen Anruf bekommen und den musste ich annehmen, weil…“ oder „Sorry, ich musste nur noch schnell…“

Der, der zu spät kommt, hat ja immer gute Gründe... Aber wer ist schon offen, die zu hören? Vor allem wenn man gerade 15 Minuten gewartet hat?

Das Problem mit den Entschuldigungen ist, dass der Fokus bei der Person bleibt, die sie ausspricht. Es geht um den Stau und den Anruf und das, was unausgesprochen damit verbunden ist: den Stress und die emotionale Überforderung im Leben der Person, die sich entschuldigt. Wenn wir ‚Danke' sagen, verschieben wir den Fokus zum anderen. Wir drücken aus, dass wir es nicht für selbstverständlich halten, dass er oder sie noch da ist. Wir zeigen unsere Wertschätzung. So steigt die Chance, dass sich die Person, die gewartet hat, gesehen fühlt. Und das ist eine ganz wunderbare Voraussetzung für Verbindung. Denn darum geht es doch auch im Leben, oder? Um die Freude, Leichtigkeit und Wärme, die frei fliessen kann, wenn wir mit den Menschen, mit denen wir zu tun haben, verbunden sind.

 

1. Mai

 

…du mir gar nicht zuhörst!“ Wie reagiert dein Körper, wenn du das hörst? Öffnet sich etwas und du denkst: „Spannend, was du da sagst. Erzähl mehr!“? Oder verschliesst sich etwas, weil du den Satz als Kritik verstehst?

Du braucht nur weiterzulesen, wenn du zu denen gehörst, bei denen der Rolladen runtergeht…

Der Punkt ist, dass auf „Ich habe das Gefühl,…“ fast immer ein Gedanke folgt:
„…dass du mich nicht ernst nimmst.“
„… dass dir das gar nicht wirklich wichtig ist.“
etc.

Das alles kann man nur denken nicht fühlen. Allerdings haben diese Gedanken eine unmittelbare Wirkung auf unseren Körper, was erklärt, warum wir so leicht zu der Formulierung von oben greifen… Es ist natürlich in Ordnung zu denken, nur wäre es viel ehrlicher, wenn wir das offen sagen würden, z.B. so: „Wenn du immer wieder auf dein Handy schaust, fange ich an zu denken, dass du du mir gar nicht zuhörst.“ Wie ist reagiert dein Körper jetzt? Geht etwas auf oder zu?

Ich vermute mal, dass der Rolladen nur halb runtergeht, aber so viel besser ist es nicht, oder?

Die Frage ist, was du wirklich fühlst und was dir wirklich wichtig ist, wenn dein Gegenüber immer wieder aufs Handy schaut. Wirst du dann unruhig und spürst Unsicherheit in dir aufkommen? Bist du genervt, weil das so oft vorkommt? Und fühlst du dich hilflos, weil du schon so viel ausprobiert hast und sich doch nichts ändert? Dich damit zu zeigen, könnte sich so anhören: „Wenn du immer wieder auf den Handy schaust, werde ich unruhig und unsicher. Und wenn ich dabei bleibe und das ernst nehme, dann merke ich, dass mir wichtig ist, die volle Aufmerksamkeit zu haben, wenn ich mit jemandem rede. Dann fühle ich mich wohl und kann mich entspannen.“

Vielleicht irritiert dich die Ausdrucksweise ein bisschen und doch vermute ich, dass sich ein Spalt öffnet. Wahrscheinlich spürst du, dass

sich dein Gegenüber offen, ehrlich und auch verletzlich zeigt. Im schönsten Fall bist du bereit, dein Verhalten zu überdenken oder zu ändern oder ein offenes Gespräch über das zu führen, worum es wirklich geht… Denn unter der Aufmerksamkeit gibt es noch viel mehr zu entdecken: willkommen sein, Vertrauen, Miteinander...

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22. Juli 2021

„Also, in meiner Wahrnehmung bist du ein bisschen weit gegangen. Ich find, du hättest dich mehr zurücknehmen können. Ich mein ja nur… So ist es zumindest für mich.“

Du sagst ehrlich, was du denkst. Und machst klar, dass das nur deine Meinung ist und dass die relativ ist. Aber das Urteil ist raus: „Du bist zu weit gegangen!“ Dass das nur deine Wahrnehmung ist, höre ich gar nicht richtig... Ich höre vor allem: „Du hast etwas falsch gemacht!“ und meine eigene innere Wolfstimme stimmt sofort zu: „Ich hätte mich anders verhalten müssen!“

Und das tut weh. Nicht, dass alles immer angenehm sein muss, ich bin durchaus offen, unangenehme Gefühle zuzulassen… Doch der Schmerz wäre ein anderer, wenn du mir nicht sagen würdest, was du denkst und findest, sondern was du fühlst und welche Bedürfnisse bei dir berührt werden, z.B. so: „Wenn ich in die Gesichter der anderen schaue und sehe, wie sie auf das reagieren, was du sagst, bekomme ich einen Schreck und fange an, mir Sorgen zu machen. Mir ist gegenseitige Rücksichtnahme wichtig und ich möchte auch ganz sicher sein, dass sich hier alle wohl fühlen.“

Das würde auch weh tun. Aber anders. Denn hier lässt du mich an deinem Innenleben Anteil haben und neben dem Schmerz ist da in mir auch ein „Ah das ist es also, was du erlebt, wenn du mir zuhörst. Hm. Dass es hier allen gut geht… Doch, das ist mir auch wichtig.“

Bei dieser Version fällt es mir leichter, deine Worte an mich heranzulassen und nicht in die Abwehr zu gehen. Raum dafür zu haben, dass es für dich anders ist als für mich.

Jetzt tun sich Möglichkeiten auf: Ich kann mir überlegen, was ich machen kann und möchte, dass ‚gegenseitige Rücksichtnahme‘ das nächste Mal, wenn ich etwas zu diesem Thema sage, noch mehr ins Leben kommt. Und wie ich trotzdem klar, offen und direkt meine Wahrheit sprechen kann. Vielleicht komme ich auch zu dem Schluss, dass ich nichts verändern möchte. Dass ich es genauso wieder sagen würde. Auch das ist möglich. Entscheidend ist, dass dein ehrlicher Selbstausdruck etwas in mir in Bewegung gebracht hat. Im schönsten Fall hat sich dadurch auch die Verbindung zu dir vertieft.

Deshalb:

Ehrlich sein - auf jeden Fall! Das Wie braucht einfach ein bisschen Aufmerksamkeit. Stell dir vor, du sagst etwas zu jemandem, was dir echt nicht leicht fällt, und die Person antwortet: „Hu… Trotzdem danke!"

 

26. August 2021

Erinnert du dich noch, wann du dich das letzte Mal für etwas entschuldigt hast? z.B. dafür, dass du nicht wie geplant zu einem Fest kommst?

Ich nehme mal an, dass das mit einem unguten Gefühl verbunden war, auch wenn du dir über deine guten Gründe klar warst. Denn in der Welt, in der wir leben, ist es nicht leicht, individuellen Bedürfnissen (z.B. der Selbsttfürsorge) mehr Raum und Gewicht zu geben, als gruppenorientierten Bedürfnissen. Deshalb fangen die einen an, sich zu rechtfertigen, was sich in vielen Worten zeigt, während es die anderen geradeheraus sagen: „Ich habe jetzt lange hin und her überlegt und es fällt mir nicht leicht, aber ich habe mich entschieden, heute zu Hause zu bleiben, weil ich Ruhe und Zeit für mich brauche. Ich wünsche euch einen wunderschönen Abend!“

Zeit und Ruhe, um zu sich selbst zu kommen - die Bedürfnisse stehen im Zentrum. Eigentlich gut, oder? Selbstfürsorge ist schliesslich ein superwichtiges Bedürfnis. Nur: Die Person, bei der wir durch unsere Entscheidung etwas ausgelöst haben, taucht erst ganz am Ende auf: „Ich wünsche euch...“

Merkst du was? Entschuldigungen können ziemlich ichbezogen sein, auch wenn sie aufrichtig gemeint sind… Wir wollen ja unsere ‚Schuld‘ loswerden….

Wie wäre es, wenn wir unsere Gründe nennen (was wichtig und richtig ist!!) und dann noch einen Schritt weitergehen würden? Wenn wir die andere Person einbeziehen und das ansprechen würden, was fast ein bisschen ein Tabu ist: die unangenehmen Gefühle, die wir durch unser Handeln auslösen und das Bedürfnis, das bei unserem Gegenüber unerfüllt bleibt: „Es ist gerade so wichtig, dass ich gut für mich selbst sorge. Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass bei dir jetzt erstmal die Energie runtergeht (=Gefühl oder Körperempfindung). Wir haben uns ja schon so lange nicht mehr gesehen und ich weiss, dass du dich schon so gefreut hast, dass wir endlich mal wieder alle zusammenkommen (=Bedürfnis). Es tut mir so Leid, dass es nicht klappt...“

Was hast du davon? Dass sich dein Gegenüber gesehen fühlt. Nicht so schlecht, würd' ich mal sagen...

 

9. September 2021

Wir wissen, was unser Leben leichter machen würde, sagen es vielleicht auch, aber nehmen es sofort wieder zurück oder entschuldigen uns sogar dafür… Dieses niemanden-zur-Last-fallen-wollen und ja-keinen-Raum-einnehmen… Puh… Ich sehe und höre das so oft und erwische mich manchmal selbst dabei… Und das, obwohl ich seit Jahren sehr bewusst daran arbeite, wie ich kommuniziere…

Wenn ich sowas höre, möchte ich die Person am liebsten schütteln und ihr sagen: „Sag mir doch einfach ganz klar und deutlich, wie ich dein Leben bereichern kann und bitte bitte vertraue, dass ich dir genauso offen und ehrlich sage, wenn ich es nicht bereichern möchte oder kann.“ Dass ich mich also zeige, wenn ich die Pause z.B. nicht verschieben will.

Die Welt, in der ich leben möchte, sieht so aus: Wir verbinden uns immer wieder mit uns selbst und finden heraus, was für uns wichtig ist. Und packen unser Bedürfnis dann in einen Wunsch: „Könnten wir heute vielleicht schon eine Viertelstunde früher Pause machen? Dann könnte ich noch ein wichtiges Telefongespräch führen. Ist das für alle in Ordnung oder gibt es hier jemanden, der nicht damit leben kann? Dann bitte die Hand heben.“

Was wenn dann jemand die Hand hebt und wirklich was dagegen hat? Bei der Sache mit der Pause geht das vielleicht noch, aber was, wenn es um etwas geht, was dir wirklich wirklich am Herzen liegt?

Du kannst dann in einen Austausch gehen und dich empathisch mit dem JA hinter dem NEIN verbinden. Dazu ein andermal mehr.

Du kannst dich aber auch fragen: Darf das sein, dass jemand ein NEIN zu etwas hat, was dir wichtig ist, OHNE dass du dich sofort schlecht fühlst und denkst, du hättest etwas falsch gemacht?? Also, kannst du dich mit deinem Bedürfnis ernst nehmen unabhängig davon, wie jemand anderes dazu steht?

Bitte bitte antworte jetzt mit JA...

 

21. Dezember 2021

Dieser Satz, den meine Tochter über einen ihrer Lehrer fallen lassen hat, lässt mich innehalten: Rufe ich ihr nicht auch manchmal hinterher „Aber sei jetzt bitte nicht sauer“, weil ich die Spannung zwischen uns, wenn sie sauer ist, nur ungern aushalte? Weil ich auch viel lieber mag, wenn es harmonisch zwischen uns ist?

Eigentlich stehe ich in solchen Momenten nicht zu dem, was ich gesagt habe. Denn wenn sie nicht sauer sein soll, hab ich’s ja nicht so gemeint, ich wollte dann ja nur sagen, dass… Wie soll sie mich da ernst nehmen? Wie soll sie spüren, was mir wichtig ist, wenn ich es gleich wieder zurücknehme?

Und wie soll sie lernen, sich selbst mit ihren Gefühlen ernst zu nehmen? Wenn ich ihr quasi dazu rate, sie zu unterdrücken… Da kann ja eigentlich nur Groll entstehen… Uhhh...

Ich merke: Ich will ihr - und jedem anderen Menschen auch - erlauben, sauer, verstimmt oder verärgert zu sein. Natürlich gibt es da nicht viel zu erlauben, denn die Menschen sind es ja so oder so. Ich meine damit, dass ich in mir Raum dafür schaffen möchte, dass es ok ist, dass jemand hässig ist (wie wir in der Schweiz sagen). Auch wenn der Mensch länger hässig ist, als mir lieb ist. Weil er vielleicht in diesem Gefühl hängen bleibt, weil ein Rattenschwanz aufgetaucht ist mit Erinnerungen an Momente aus der Vergangenheit und er Zeit braucht, für sich zu klären, was für den Moment, um den es jetzt gerade geht, relevant ist. Und was vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt angesprochen werden möchte.

Dabei fällt mir ein, dass mich meine Tochter schon gefragt hat „Mama, du bist immer noch so komisch, bist du noch sauer auf mich?“ und ich darauf geantwortet habe: „Mach dir keine Gedanken. Ich brauch einfach noch Zeit. Und im übrigen bin ich nicht sauer auf dich, ich bin einfach sauer.“

Wie viel mehr Vertrauen, Nähe und Verständnis sind möglich, wenn wir uns offen damit zeigen, dass etwas Zeit braucht, bis es ganz durch uns durch gegangen ist?? Gerade jetzt in der Weihnachtszeit...

 

3. Dezember 2020

Wer in deinem Leben hat in irgendeiner Weise dazu beigetragen, dass dein Herz sich weitet und öffnet? Nimm wahr, wie sich das in dir anfühlt und werde dir bewusst, was dadurch in dein Leben gekommen ist. Wärme, dich geborgen fühlen, gesehen sein oder was auch immer. Und dann mach den Schritt vom Dankbarsein zum Dankbarkeit leben: Lass diesen Menschen wissen, in welchem Moment und mit was er oder sie dein Leben schöner gemacht hat! Gratitude connects!!

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14. Dezember 2020

"Ich muss einfach lernen, Grenzen zu setzen!“
Ist das ein Satz, den du von dir kennst?

Ganz klar: Grenzen setzen ist eine Strategie, um für sich selbst zu sorgen. Es geht also um Self-Care. Gleichzeitig: Will ich wirklich Grenzen setzen, wenn mir etwas zu viel ist, wenn ich nicht mehr kann oder etwas im Kontakt mit einem Menschen erschöpfend ist oder mir jemand zu nahe gekommen ist?

Denn letztendlich führt das Bild mit den Grenzen in eine Welt, in der ich mich vor etwas schützen muss. Der Fokus liegt also auf dem GEGEN. Da taucht dann vor meinem inneren Auge eine Linie oder eine Mauer auf, die klar machen soll, dass ich hier anfange, und du unter allen Umständen auf der anderen Seite stehen bleiben sollst. Das gefällt mir nicht. Das ist definitiv nicht die Welt, in der ich leben möchte...

Da ich weiss, dass wir uns alle mit der Art, wie wir denken und wie wir auf etwas schauen, unsere Wirklichkeit erschaffen, möchte ich mein Bedürfnis nach Self-Care in ein Bild fassen, dass das FÜR zum Ausdruck bringt. Das klar macht, dass ich gerade keinen Spielraum habe und dass ich jetzt alles aus einem einzigen Grund sage oder tue: um dafür zu sorgen, dass ein Raum entsteht, in dem ich zur Ruhe kommen und mich den aufbauenden Kräften in mir zuwenden kann.

Wenn mir das gelingt, bleibt der Raum zwischen mir und dir offen - auch wenn ich mich zurückziehe, mich nicht mehr melde oder meine Kinder (die nicht mehr ganz so klein sind;-)) irgendetwas allein machen lasse…

Das Bild, dass das für mich am besten fasst, ist: im Feuer stehen. Für meine Bedürfnisse nicht nur einstehen, sondern mich für sie ins Feuer stellen. Brennen für das, dem ich jetzt absolute Priorität gebe. Weil ich mir wichtig bin.

Vor einem hell leuchtenden Feuer bleibt auch jeder ganz von selbst stehen…