dir verzeihen

6. Juni 2024

In den letzten Wochen ist es zweimal passiert, dass ich unsanft in der Wirklichkeit gelandet bin. Beide Male hat mir jemand etwas gesagt, was ich zwar ein bisschen geahnt und befürchtet hatte, aber lieber nicht wissen wollte. Zu hören, was sie zu sagen hatten, war deshalb ein Schock. Ich kam mit einer sehr alten Wunde und grosser Unsicherheit in mir in Kontakt. Alles in mir hat nach Sicherheit geschrieen und ich hätte mir so gewünscht, dass mein Gegenüber irgendetwas tut, um mir diese Sicherheit zu geben. 

Einerseits. 

Denn andererseits war da schon in dem Moment, als ich gehört habe, was ich nicht hören wollte, ein Teil in mir, der erleichtert war. Der froh war, mitten im Herz in der Wirklichkeit anzukommen (die Tipi-Retreats heissen nicht umsonst „Mitten ins Herz der Wirklichkeit“;-)). 

Denn der echte Seelenfrieden ist nicht dort, wo jemand mir sagt, was ich hören möchte und damit meine Vorstellungen bestätigt und meine Erwartungen und Hoffnungen erfüllt. Der echte Seelenfrieden ist dort, wo meine Liebe zur Wahrheit stärker wird als meine Angst. Wo ich bereit bin, der Wirklichkeit zu begegnen. Wo ich mit offenen Augen sehe, was was WIRKLICH IST. Wo ich die Wahrheit geradezu wissen WILL. Unabhängig davon, ob sie weh tut oder nicht. 

Ich glaube, dass wir das eigentlich alle wollen. Diesen echten Seelenfrieden jenseits von oberflächerlicher Bestätigung und scheinbarer Sicherheit. Diesen ECHTEN SEELENFRIEDEN, der sich jedes Mal dann einstellt, wenn wir grösser werden als unsere Angst vor der Wirklichkeit.

 

10. Juni 2021


Bei uns fliegen immer wieder die Fetzen. Zwischen meiner Tochter und meinem Sohn, zwischen mir und meiner Tochter und vor allem zwischen mir und meinem Sohn. Er berührt mich an einer sehr verletzlichen Stelle. Und trotz der täglichen Praxis, die ich inzwischen im achtsamen Umgang mit selbst und anderen habe, geht es oft sehr sehr schnell…

Als er noch kleiner war, habe ich in solchen Momenten die Giraffenhandpuppe geholt. Wir sind beide sofort ruhiger geworden, sobald sie angefangen hat zu sprechen. Da war dann plötzlich Vertrauen, dass es Raum für uns beide gibt. Dass uns die Giraffe dabei hilft, uns gegenseitig zu hören. Vielleicht es ist auch treffender zu sagen: Sie hat vor allem mir geholfen, innezuhalten und wach zu werden für die Verstrickung, in die ich reingerutscht bin. Um dann bewusst zu entscheiden zu können, wie ich mich in die Welt bringen möchte...

Vor kurzem bin ich über das hawaiianische Vergebungsritual Ho’oponopono (= „Alles wieder in Ordnung bringen“) gestolpert. Ich kannte es schon, hatte es aber noch nie benutzt. Nach einem Streit, der mir sehr zugesetzt hat, musste ich daran denken und habe meinem Sohn vorgeschlagen, das mit mir zu machen. Jetzt haben wir es schon ein paar Mal gemacht und es tut uns so so gut.

Wir holen dann die Sitzkissen in unser Entrée. Wir schauen uns an und einer beginnt die Sätze zu sprechen, die zu dem Ritual gehören:

1. „Es tut mir Leid.“
2. „Bitte vergib mir.“
3. „Ich liebe dich.“
4. „Danke.“ (Damit ist gemeint: Danke, dass uns die Kraft der Vergebung befreit und heilt und uns hilft, zu lernen und zu wachsen).

Wir fügen immer noch zwei Sätze hinzu, die die Perspektive für das grosse Ganze öffnen (von Dr. Lew Hen entwickelt):

5. „Ich übergebe es dem Universum.“
6. „Ich öffne mich für ein Wunder.“

Dann kommt der andere dran. Hu!! Diese Klarheit und Einfachheit, die einen einlädt, die Sätze immer wieder neu mit Bedeutung zu füllen - das hat eine Wahnsinnskraft!! Der Raum zwischen uns ist dann wieder frei und wir spüren die Verbindung!! Und umarmen uns ganz leicht und frei und innig ❤️